Mittwoch, 29. Januar 2014

Fandom, Fangirlz, Ideologie oder Idiotie?




Neuer Tag, neue Aufregrunde. Eigentlich ganz gut, dass ich mittlerweile anscheinend meinen persönlichen Trigger in den Weiten und Tiefen der Social networks gefunden habe, denn immerhin animiert mich das zum bloggen.
Jeder der diesen Blog liest, weiß ziemlich genau, in welchen Welten und Unwelten ich mich bewege, jeder der mich kennt, weiß es sowieso. Die Fandomkultur ist für mich seit einigen Jahren essentieller Bestandteil meines Privatlebens geworden (teilweise sogar zum Nebenberuf, denn jahrelange Arbeit in Foren arbeitet oftmals tatsächlich in Arbeit aus und verlässt die virtuellen Pfeiler schneller als man denkt). Zeit, sich einmal ausführlich mit Vorurteilen, Etymologie und der Ideologie zu beschäftigen, Horizonte zu erweitern und vielleicht auch einmal zum nachdenken anzuregen.

                        

Geek vs. Fangirl

Das ist für mich eine der größten Fragen, die im Raum steht. Ab wann ist man denn jetzt eigentlich ein Fangirl und kein Geek mehr?
Was mich persönlich ja immer etwas irritiert, ist die Tatsache, dass man in Fandoms höchst selten von Fanboyz spricht, dabei liegen die Grenzen doch eigentlich ziemlich nahe beieinander, oder nicht?
Der Begriff an sich, Fanboy/girl, sagt für mich in erster Linie aus, dass man Fan von etwas ist, inwieweit obsessiv sich das ganze auswirkt, das tut ja erstmal nicht viel zur Sache.
Ein Geek oder Nerd stellt für mich die nächste Stufe da, es ist jemand, der sich bis ins kleinste Detail mit dem entsprechenden Thema auskennt. Trotzallem sind letztere Begriffe kulturell und sozial in irgendeiner Weise akzeptierter, als die Fanboy/Girl Strömung und zudem auch bei weitem nicht so negativ behaftet. Ja, wir geben gerne zu, ein Geek zu sein, fühlen uns hip, fühlen uns informiert und cool. Aber wer gibt schon zu, ein Fangirl zu sein?

Fangirl over all the things!

Höre ich das Wort Fangirl, tun sich vor mir Abgründe auf. Ich denke an kreischende, dicke, fette Mädchen, die reihenweise in Ohnmacht fallen und mit ihren Speckfingern irgendwelche pubertären Botschaften hochhalten. Ja, das ist ein Vorurteil. Denn um ehrlich zu sein, zähl ich mich auch zu einem Fangirl, wenn auch nicht in diesem Sinne.

Ich bin weder fett, noch pickelig noch sonst irgendwie unansehnlich. Nein, eigentlich find ich mich ziemlich heiß. Ich geh auch nichtmehr zur Schule sondern habe mein Studium bereits abgeschlossen. Ich wasch mir oft die Haare und liebe Mode. Ich widerspreche meinen eigenen Vorurteilen, obwohl es eigentlich überhaupt keine Ausnahme von der Regel gibt. Ich bin einfach manchmal nur engstirnig.

Ich hatte in meinem Leben schon recht viel Starkontakt, ob ich nun zitternd in einem Interviewraum saß oder mir Zigaretten weggeschnorrt wurden. Hat immer ganz gut geklappt, natürlich stand ich auch schon mit Herzrasen und nassen Händen vor jemanden, den ich extrem attraktiv fand. Aber ich glaube, sowas bleibt nicht aus und hat sich immer spätestens dann bei mir gelegt, wenn ich betrunken ein paar Sätze mit den Leuten geredet habe. Sind ja auch nur normale Menschen und man möge es nicht glauben, teilweise sogar richtige Ärsche.
Als ich letztes Jahr auf der Bloody Diaries war (nein, ich gucke kein VD, aber ich hatte eine Pressekarte) hab ich meinen persönlichen Fangirl Schock erlebt. Willst dir beim Bierchen eine rauchen, quatscht mit dem Schauspieler, der dir ein Jahr vorher rotzbesoffen deine letzten Zigaretten weggeschnorrt hat und bist plötzlich umgeben von einer Traube aus Mädchen, die Autogramme wollen und besagten Schauspieler wie eine Stagedivingtraube von dir wegtragen.
Was eine Erfahrung. Hyperventilierende Mädchen in den Panels, die weinen und Mädels, die in tiefe Depressionen verfallen, weil ein Ian sie nie lieben wird. Teilweise kam ich mir mit meinen Chucks, dem Jutebeutel und dem Minikleidchen vor wie die erwachsenste Person dieser Welt.

via memegenerator

Aber trotzallem: Auch diese Mädchen haben eine Existenzberechtigung. Jeder hat das recht, sein Fangirldasein nach seiner Farcon auszuleben. Was ich befremdlich finde, empfinden andere als normal. Kann ich sie verurteilen? Viele Leute finden es wahrscheinlich schon befremdlich, dass ich nach Brüssel gefahren bin und mich 5 Stunden in einem Pub betrunken habe, nur weil Benedict Cumberbatch vor dem Fenster gedreht hat. Und nur weil ich mir nicht die Blöße geben wollte und ihn ansprechen wollte (hinterher hält man mich noch für ein Fangirl), macht mich das nicht besser, als das Mädchen, das zitternd um ein Autogramm bittet. Nur weil ich meinen Sherlock Beutel umdrehe, wenn ich an der Serienbakerstreet vorbeilaufe (man könnte mich ja für ein Fangirl halten), bin ich nicht besser als das Mädchen, das ihre Cumberbitch Tasche mit Stolz durch die Gegend trägt.
Fangirl sein ist universell und wir haben alle eine Gemeinsamkeit: Die Liebe zu einer bestimmten Sache, die Freude daran, sich nach der Arbeit in eine kleine Parallelwelt zurückziehen zu können. Fanfictions schreiben, diskutieren, sich ausleben, Rollenspiele spielen, was auch immer.
Den Alltag zu vergessen, für einen kleinen Moment. Ich hasse Konformität. Ich mag sie nicht. Die Welt wär scheiße, wenn wir alle gleich wären.


via chachic.files.wordpress.com

Fandom Unterschiede, Fanguuurling around the clock


Das witzige finde ich, dass die Unterschiede innerhalb eines Fandoms geradezu signifikant sind.
Um das zu verdeutlichen, nehme ich einmal die drei Serien, in dessen Fandoms ich mich bewegt und gearbeitet habe.

True Blood: Das True Blood Fandom war für mich bisher eines der angenehmsten, was vielleicht daran liegen mag, dass ich jahrelang ein Forum mit moderiert hatte und man Moderatoren ja gerne mal in den Arsch kriecht. Davon abgesehen gab es nur ein paar Totalausfälle, aber ansonsten waren mir das sehr liebe Fangirls. Höflich, respektabel- unglaublich freundlich im Umgang miteinander. Und das um die ganze Welt. Kaum Gezicke, schönes Cosplay, der Spaß an der Sache stand im Vordergrund, genause wie das gemeinsame Sabbern in FSK18 Bereichen.
Einfach schön, wie es sein sollte. Unterschiedliche Altersschichten, Berufsfelder... Freundschaften wurden geschlossen, die bis heute bestehen. Und ich meine keinen oberflächlichen, sondern in der echten Welt.

SOA: Vollkommen andere Welt. ich sage immer- das hübscheste Fandom überhaupt, aber auch das intoleranteste und Kodderschnauzigste, was daran liegen mag, dass die Serie seinen Ursprung in der Bikerszene hat. Hier wird öffentlich geschmachtet und heiß gefunden, das typische Fangirl trägt Mini und Lederweste. Das schöne an dem Fandom ist, dass es fast schon zu einem kleinen Kodex geworden ist, je nachdem, wo man sich aufhält. In der Düsseldorfer Altstadt wird in einigen einschlägigen Kneipen sogar ein neuer Dresscode geboren, man sieht Türsteher in an die Serie angelehnten Shirts und Kellnerinnen, deren Möpse aus dem SOA Shirt hüpfen. Ja, hier fühl ich mich wohl. Denn hier hält Fankultur Einzug in die Realität. Ich muss mir nicht mehr doof vorkommen. Davon abgesehen, dass das ja eh alles mehr mein Ding ist, denn ich liebe Rock, Bier und zwilichtige Typen. ;)

Sherlock ist wohl so ein Mischmasch aus beiden. Du hast die harten Fanfictionschreiber, die gerne mal homoerotische Stories raushauen und du hast die, die sie zerreißen.

Trotzallem würde ich mir langsam mal wünschen, dass egal, in welcher Welt man sich gerade bewegt- ob zwischen bärtigen Rockern, fünfzehnjährigen mit Pickeln, hübschen, hässlichen, dummen oder gebildeten Menschen- der Zusammenhalt mal ein wenig stärker wird. Uns verbindet doch alle so eine schöne Sache und für mich ist es das schönste Hobby überhaupt, warum kann man dann nicht über seinen Schatten springen und die Leute leben lassen? Warum muss das eine schlecht sein und das andere gut? Es ist doch vollkommen unwichtig. Denn letzten Endes, wenn wir rausgehen an die frische Luft, mit unseren Freunden zusammensitzen und Spaß haben, dann spielt sich doch eh alles nur in unseren Köpfen ab. Andrew Scott wird niemals mit mir schlafen, selbst wenn er hetero wäre. Vampire existieren in der realen Welt nicht, weshalb es egal ist, ob ich Team Eric oder Bill bin.
Aber sich zusammen irgendwo in dieser Fantasie zu verlieren, sich auszutauschen, auch wenn es nur in meinem Kopf passiert; das alles macht viel mehr Spaß, wenn man es zusammen tut.
Streit und Vorurteile existieren in der realen Welt genug.

Wenn ich fangirle, ist es jedem überlassen, wegzuklicken. Wenn ich das dicke, schwitzende Mädchen mit dem Cumberbitch Transparent sehe, ist es mir überlassen, wegzugucken.

Alles ganz einfach. Oder nicht?

Freitag, 24. Januar 2014

Andrew Scott - Daily Star Sunday


Andrew Scott gegenüber der Daily Star Sunday über sein (vermeintliches) Serienende und eine Aussage, die mich glücklich macht. Aber naja, ich glaub eh nur noch, was ich sehe, denn wir können uns ja anscheinend auf nichts verlassen.

via http://www.hdwpapers.com

(Contains heavy spoilers!)

Quelle: dailystar.co, für das englische Original bitte hier entlang!

Über 10 Millionen Menschen sahen zu, wie der Öberbösewicht in den finalen Sekunden der letzten Episode Sherlock ein schockierendes Comeback hinlegte.

Andrew, der Moriarty spielt, erzählte der Daily Star Sunday: " Sie mussten mich nicht dazu überzeugen, wiederzukommen, da die ganze Zeit über fest stand, dass Moriarty zurückkehren würde.

(...)Das hatten wir schon immer geplant."


Fans glaubten, dass Sherlocks Nemesis sich endgültig verabschiedet hatte, nachdem er allen Anschein nach am Ende der 2. Staffel Selbstmord begangen hatte, indem er sich in den Kopf schoss.

Der in Dublin geborene Andrew (37) sagt dazu: " Ich wurde andauernd gefragt, ob Moriarty zurückkehren wollte, und ich sagte, sie könnten annehmen was immer ihnen passt. Es war immer eine Frage, die besser unbeantwortet blieb."

In der letzten Staffel, die über 13 Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte und damit Höchsteinschaltquoten verzeichnete, sahen wir Sherlock (Benedict Cumberbatch) mit einem neuen Bösewicht konfrontiert, Charles Augustus Magnussen (Lars Mikkelsen).

Nachdem Sherlock ihn erschossen hatte, wurde dieser von der Regierung nach Osteuropa verbannt.

Aber nur ein paar Momente nachdem der Spürhund mit dem Flugzeug abhob, erschien Moriarty auf jedem Fernsehbildschirm in Großbrittanien mit der beängstigenden Message: "Habt ihr mich vermisst?"

Der Daily Star Sunday hatte bereits im Mai 2012 exklusiv berichtet, dass der Napoleon des Verbrechens zurück kehren würde.

Manche Zuschauer hatten sich beschwert, dass Sherlock nichts mehr ohne Moriarty wäre.

Aber Andrew sagt: "Ich denke, es ist sehr wichtig Moriarty nicht überzudosieren. Die Show ist ein Erfolg, eben weil er ein Mysterium ist."
Autor Stephen Moffat hat bereits zwei weitere Staffeln des Detektivdramas angekündigt. Andrew sagt dazu: "Es kommt auf die Verfügbarkeit der Leute an und darauf, ob die Zuschauer es immer noch sehen wollen (...) Ich weiß einfach, dass ich den Jungs vertraue, die richtigen Entscheidungen bezüglich der Show zu treffen."

Die Dreharbeiten für Staffel 4 werden hoffentlich noch dieses Jahr stattfinden und Fans sehnen sich verzweifelt danach, herauszufinden, wie Moriarty es schaffen konnte seinen Tod zu überleben.

"Die Leute sind sehr interessiert an dem Wie und Warum in 'Sherlock'. Sie wollen es immer wissen. Ich werde immer gefragt, wie es weitergehen wird. (...) Der große Spaß an Sherlock ist, dass die Leute es lieben, Fragen zu stellen- aber wenn wir uns wagen würden, sie zu beantworten, wären sie enttäuscht."

Für die Rolle des Moriarty gewann Andrew 2012 einen BAFTA Award- und dazu eine loyale Fangemeinde.

Er sagt: " Sie können manchmal etwas abgedreht sein- auf eine gute Art. Ich liebe es.!"

Donnerstag, 16. Januar 2014

Staying alive at its finest - Moriarty

via BBC
SPOILERWARNUNG!SPOILERWARNUNG!SPOILERWARNUNG!




Ok, Zeit für ein bisschen Hirnschmalz und Überlebenstheorien. Wenn man eine Plattform hat, sollte man sie nutzen und ich bin gerade mächtig in der Stimmung. Hauptsächlich möchte ich aber in ein bis zwei Jahren sagen können- Seht ihr!
Widerlegt und diskutiert mit, the game is on.


Wie wir alle wissen, ist Moriarty nicht tot. Nun, das hoffe ich zumindest und es ist Voraussetzung dafür, dass das alles aufgeht. Aber ich bin Optimist. Naja, in Dingen die mir passen zumindest.
Wie konnte er das bewerkstelligen?
Ich habe gerade einen interessanten Anhaltspunkt auf FB gefunden und kombiniert man diesen mit dem Rest, möge es Sinn ergeben.

Klick mich.

Um es einmal grob zusammenzufassen: Magnussen arbeitete für Moriarty.
Interessant und sehr wahrscheinlich. Doch die Frage ist, Warum?


Mycroft und Moriarty- Ein Bündnis mit dem Teufel


via news.bbcimg.co.uk




Lassen wir doch den ganzen Verlauf auf dem Dach nochmal Revue passieren.
Moriarty erschießt sich, vor den Augen Sherlocks. Dieser stellt sich an die Dachkante und telefoniert mit John, um seine Freunde zu retten.
Allerdings schaut er während des Telefonates immer wieder zu Moriartys Leiche, so als könne er zuhören. Was er wahrscheinlich auch tat.
Nun hatte Sherlock ja nicht wirklich Zeit, sich von seinem Tod zu überzeugen, denn er springt.

Und nochmal. Wir sehen keine Kugel, die Moriartys Kopf durchstößt. Wir hören den Schuss lediglich. Und so schwierig ist es nun auch nicht, einen Kopfschuss zu faken, wenn wir mal ehrlich sind, denn das macht uns Hollywood schließlich vor. Es bedarf nur ein paar platzbaren Blutkissen, die auf irgendwas reagieren.

via BBC


Nun, wer wäre denn die einzige Person, die Dokumente ziemlich schnell fälschen könnte, weil er für die Regierung arbeitet? Mycroft.
Natürlich wäre es ein leichtes für ihn, Todesdokumente zu fälschen.
Ich gehe davon aus, dass Moriarty irgendein Druckmittel hatte.
Vielleicht spielte er ein doppeltes Spiel?
Auf jeden fall wäre es wahrscheinlich, dass Mycroft eine Art Deal mit Moriarty vereinbart hat.
Du darfst weiterleben, aber tauch unter und komm nie wieder zurück.

Mycroft war ja auch einer der wenigen, die wussten, dass Sherlock seinen Tod nur vortäuschte.
Er war also über das Timing genaustens informiert. Und hatte Mycroft nicht auch bei den Scharfschützen seine Finger im Spiel? (Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber irgendwas läutet da)

Vielleicht interessierte es Moriarty deshalb nicht, dass sein Terrornetzwerk zerschlagen ist. Weil er vielleicht noch etwas viel wertvolleres in der Hand hat. Moriarty könnte Magnussen dazu benutzt haben, über Mycroft Informationen rauszukriegen, schließlich drehte sich diese ganze Pressure Point Geschichte am Ende um genau ihn und die britische Regierung.

Magnussens Tod war vielleicht so etwas wie die Kehrtwende. Vielleicht weiß Moriarty ja mittlerweile das, was er wissen wollte und der Deal zwischen Mycroft und ihn wäre hinfällig dank dieser Information. Worum es genau bei den beiden geht, dass werde ich die nächsten Tage und Wochen in meinem hübschen Köpfchen noch zusammenbrauen.
Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es so in die Richtung abgelaufen ist.
Es kommt mir einfach keine andere (nachvollziehbare) Möglichkeit in den Sinn.

Was denkt ihr? Habt ihr schon andere Theorien? Oder glaubt ihr, dass sowieso alles eine Ente ist?
Lasst es mich wissen.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Bin ich eigentlich eklig oder bist du Homophob?- Oder ist doch alles ganz anders?

Ich hatte gestern eine sehr seltsame Debatte auf Facebook, und ich kann nicht einmal sagen, dass mich das zum nachdenken angeregt hat, aber es war mit Sicherheit der letzte Tropfen auf dem heißen Stein, mich als Teilzeit Bloggerin doch auch mal zu diesem sehr wichtigem Thema zu äußern.



via BBC


Es begann mit einem sehr unschuldigen Satz in meinem Afterword, in dem ich erwähnte, dass ich die Kussszene zwischen Moriarty und Sherlock nett anzuschauen fand. Dass man mir daraufhin Shipping vorwirft, ok, damit konnte ich dann noch gut leben, obwohl ich selber es nicht so sehe, denn ich bin wahrscheinlich der "Stay-In-Character" Mensch schlechthin. Was mir allerdings wirklich etwas aufstieß, war das Wort "suspekt" und der darauffolgende Satz "Man sollte nicht zusammenpacken, was nicht zusammengehört."



Ich lag gestern lange wach und habe mir darüber Gedanken gemacht, wieso mir diese Worte so sauer aufgestoßen haben. Bis der Groschen dann letztendlich fiel, denn obwohl die gute diesen Satz mit Sicherheit nicht so gemeint hatte, klingelten bei mir die Homophobie Glocken.

Ich frage mich also: Warum ist es suspekt, oder gar eklig, sich an zwei schönen Männern zu erfreuen, die sich küssen? Und warum fallen solche Sätze nicht zu den tausenden Irene/Sherlock Fanfictions, wo diese Kombination doch eigentlich wesentlich abstruser und OOC zu sein scheint?
Weil das Bild, dass die Medien uns von Prinz und Prinzessin aufdrückt, sich so dermaßen in unser Hirn gebrannt hat, dass es uns nicht mehr "suspekt" erscheint?
Ich denke ja.
Sind wir mal ehrlich, mehr als ein müdes Lächeln, oder der Satz "Das ist so out of Canon." verlangen uns solche Geschichten nicht ab. Lesen wir eine Fanfiction über das ausschweifende Sexleben des Sheldon Cooper reagieren wir mit einem genervten "Never gonna happen."
Lesen wir eine Fanfiction über das ausschweifende Sexleben der Penny, die es mit Bernadette treibt, reagieren wir mit einem geilen "Never gonna happen."
Aber wir reagieren nicht mit: "Packe nicht zusammen, was nicht zusammengehört. Solche Menschen sind äußerst suspekt. Never gonna happen."


via GQ Mundpropaganda

                           


Wieso? Wie kann das passieren?

Ich bin ehrlich, ich habe mich seit letzter Woche, wo ich mich mit einem Statement bei der GQ Mundpropaganda Aktion meldete, nicht wirklich mit dem Thema Homophobie in Deutschland auseinandergesetzt. Mit der Politik, der Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, mit den USA und Russland, ja. Aber nie mit der Reaktion darauf in unseren Social Networks.
Und erst bei dem Outing von Hitzlsperger ist mir überhaupte erstmal aufgefallen, wie unaufgeklärt, hasserfüllt und weltfremd unsere tolerante und aufgeklärte Gesellschaft ist. Nicht dass ich obengenannte Dame mit diesen grenzdebilen Idioten in einen Topf werfen möchte, denn es war mit großer Sicherheit vollkommen anders gemeint, aber auch hier müssen wir uns fragen: Wo hört Geschmack auf- und wo fängt Homophobie an?


Ich bin in einem Goldfischglas aufgewachsen. Tolerant erzogen, geliebt, Mutter geschieden, aber Ziehvater. Schwule Freunde im Bekanntenkreis meiner Eltern, Hippies, Altpunks, Popper, Liebe, Freundschaft. Ich selber habe viel schwule Bekannte. Kenne Transsexuelle seit ich 10 bin. Als ich 13 war, traf ich Andy wieder, den Jungen aus meinen Tanzkurs mit den Plateaubuffallos, der jetzt Andrea hieß und mir als Heranwachsende in nichts nach stand.

Als ich 13 war, mich selber fand, und meinen Freundinnen erzählte, dass ich Mädchen eigentlich auch so toll fand wie Jungs, schlug mir nur Sympathie entgegen. Klar, ich bin ja auch ein hübsches Mädchen, da ist so etwas legitim. Jetzt wo ich erwachsen bin, weiß ich gar nicht so recht, was ich bin. Ich bin mit Sicherheit nicht lesbisch, ich bin nicht hetero, bi bin ich aber auch nicht. Mich langweilt so eine Frage, mich interessiert meine Sexualität schlicht und ergreifend nicht. Und sie interessiert mich bis heute auch bei anderen nicht. Ich guck mir halt an, was gerade in diesem Moment bei mir Gefallen auslöst.

                         
via truebloodnet.com

Ich bin verheiratet, liebe es aber trotzdem, wenn mich die hübschesten Frauen in der Disko besoffen angraben und nicht meine männlichen Mitstreiter. Ich liebe Bärte, bei Harleys werd ich schwach und ich häng gerne mit Rockern zusammen. Miniröcke trage ich genauso genauso gerne wie Hosen. Warum ich das erzähle? Weil es nichts zur Sache tut. Würdet ihr mich sehen, würdet ihr mich wahrscheinlich zunächst für das Klischeepüppchen halten, dass in ihrem Rollendenken in den 50er Jahren hängengeblieben ist. Meine sexuellen Vorlieben stehen mir nicht ins Gesicht geschrieben, sollen sie auch gar nicht, und ich wünsche mir den Punkt, an dem es auch keinen mehr interessiert.
Aber noch lebe ich anscheinend in einer Welt, in der solche Äußerungen suspekt sind und ich mich fühlen muss, als wenn ich anders wäre. Dabei bin ich es doch gar nicht. Und ein Hitzlsperger ist es auch nicht.

Ich finde diese ganze Debatte traurig und erschreckend muss ich sagen, ich möchte nicht in einem Land leben, in dem "Schwuchtel" eine Standardbeleidigung ist, für jemanden, der scheiße ist. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem Petitionen aufgesetzt werden, in denen verlangt wird, dass Homosexualität nicht in den Sexualkundeunterricht mit einfließen soll. Nur langsam wird es in meinem Goldfischglas dann doch eng, denn einmal heraus gesprungen, fällt es schwer, Luft zu schnappen.

Was ich mir wünsche? Nun, ich wünsche mir eine Welt, in der Fußballeroutings mit einem "Mir doch latte." abgetan werden. Eine Welt, in der nicht nur schöne Frauen Toleranz erfahren, sondern auch Männer, egal, wie sie aussehen. Ich wünsche mir, dass Leute ihre Engstirnigkeit beiseite schaffen und ihre politische Energie in wichtige Sachen stecken. Zu guter letzt wünsche ich mir allerdings eine Welt, in der ich einen Kommentar zu der Kussszene zweier Männer posten kann, ohne, dass jemand dieses mit dem Wort suspekt kommentiert.

Ja, vielleicht sogar einfach nur mit einem äußerst müden "Never gonna happen."

Dienstag, 14. Januar 2014

Sherlock Season 3- totgeglaubte Fangirls und ihr Afterword





via bms.co


So, dann wird es doch Zeit, dass ich dieses lange ungenutzte Blögchen wieder ausgrabe. Warum? Ganz einfach, die letzte Episode hat in mir einen nicht enden wollenden nonakustischen Schreikrampf ausgelöst, das kleine Psychopathen Fangirl in mir sitzt fingernägelkauend in einer Ecke und sagt ihrem Alterego (ja, damit ist mein menschliches Ich gemeint), dass es unbedingt ihren Senf dazu geben muss. Hier sind wir nun.



(Nochmal an dieser Stelle eine dicke, FETTE Spoilerwarnung.)

Vorneweg: Das hier ist keine Review, sondern ein Afterword, meine Gedanken und dämlichen Theorien. Wer hier etwas gehaltvolles erwartet dreht am besten wieder um und liest sich die Kritiken von Serienjunkies durch.

"Everyone's a critic."
Womit wir schon direkt beim Thema sind, denn das liegt mir wirklich auf dem Herzen:
In was für einer gottverdammten Meckergesellschaft leben wir eigentlich? Ist jetzt abkotzen auf hohem Niveau das neue schwarz?
Seit Folge eins lese ich mir regelmäßig die Reviews durch und ich muss sagen, dass mir bei Moviepilot fast schon die Galle hochkam. Klar, ich gehe mit vielem D'accord. Die Staffel war ANDERS. Aber sie war trotzdem Fernsehunterhaltung auf astreinem, hochkarätigem Niveau, wie man sie nur noch selten antrifft. Da so rumzunörgeln finde ich schon teilweise frech, zumal ich bei sehr vielen Reviewschreibern den Eindruck habe, sie hätten nie mal einen Doyle in der Hand gehabt und auch die Folgen teilweise nicht richtig verstanden. Die Leute, die sich über die Innovativität eines "Elementary" freuen. Jap, danke, thx, but no thx.
Setzt euch doch einfach wieder auf die Couch, schaut eine Folge Good Wife und esst nen Keks.

Nein. Mich nervt diese Schwarzmalgesellschaft wirklich kolossal.
Diese Staffel ist anders, wie ich bereits sagte. Hauptfokus liegt hier auf der Charakterentwicklung, auf der Beziehung zwischen Watson und Sherlock, Watsons Verlust und der Widerauferstehung Sherlocks. Auf seiner Beziehung zu Mary und auf Sherlocks Einsicht, dass es vielleicht doch manchmal ganz nett ist, Leute in sein Leben zu lassen, die man gern hat. Freundschaft, falsche und richtige Entscheidungen. That's the point. Um nichts mehr geht es hier, und wenn ich ehrlich bin, habe ich als Sherlock Fan da sehr lange drauf gewartet, und besonders nach Sherlocks Rückkehr nach London nach seinem vorgetäuschten Tod war diese Sache von Nöten.
Wenn ich einen Krimi will, guck ich den Tatort. Aber ich habe die Protagonisten die letzten Jahre lieben und hassen gelernt und ich möchte sie verstehen. Macht nicht genau das eine Serie so rund?
Und tut genau das nicht einer Serie auch mal ganz gut?
Zumindest bin ich mir sicher, dass die Kritiker mal wieder am lautesten geschrien hätten, hätte die 3. Staffel nicht mehr zu bieten gehabt, als die vorherige.

via radiotimes.com

Klar, auch für mich hatte die Staffel gewisse Durststrecken. Die Fälle kamen mir zu kurz, was man besonders in der 2. Folge, the sign of three, zu spüren bekam. Das Directing in der ersten Folge "The empty hearse" war mir teilweise etwas zu verworren, zuviele Specialeffects die die Serie meiner Meinung nach nicht nötig hat. Doch dafür hatte sie viele witzige und schöne Momente, Momente, in denen ich gegackert habe wie verrückt, Momente, in denen mir fast die Tränen kamen und Momente, in denen ich fast nicht mehr atmen konnte. Und nennen wir den Hund doch mal beim Namen: DAS schaffen nicht viele Serien.
Angefangen von der wunderbaren Harmonie zwischen Benedict und Martin, ihm und seiner Frau und dem Rest des Castes, bis hin zu den knallharten Beziehungsdramen. Ich kann die Leute greifen und nach dieser Staffel kann ich es noch mehr. In meinen Augen tat es der Serie furchtbar gut, deshalb kann ich über die Makel hinwegsehen.
Und mal davon abgesehen: Die erste Folge war einfach für uns- für uns Fans. Ja ich bin etwas genervt, dass wir keine Aufklärung nach jahrelangem Rätselraten bekommen haben. Aber hätte uns irgendeine Theorie zufrieden gestellt (ich vertrete btw immer noch die Gummiballthese)? Nein. Insofern empfinde ich es als genialen Schachzug, das Fandom weiter grübeln zu lassen- und Bezug auf dieses zu nehmen. Mich erfreut es immer, wenn Serienmacher sich mit uns Fans beschäftigen, Fanfictions lesen und sich +18 Fanart anschauen (Bitte, Moffat und Gatiss, ich weiß, dass ihr in meinen Moriarty/Sherlock Sexträumen herumgeschnüffelt habt, warum sonst hättet ihr diese Kussszene drehen sollen?). Und wir haben soviel zurückbekommen, denn die ganze Folge las sich wie ein Tumblr Blog. Sorry, aber das ist mir tausendmal lieber als ein Kurt Sutter (und ja, ich liebe Sons of Anarchy) der seine Fans laufend per Twitter als Cunts betitelt und ihnen anbietet, seinen Schwanz zu lutschen.
Besonders gefreut habe ich mich übrigens über einen berauschten Sherlock. Leute, wer sich darüber aufregt, den sei auch diesmal wärmstens Sir Arthur Conan Doyle empfohlen, der wie wir weiß, Sherlock ebenfalls desöfteren zu Opium, Kokain und ähnlichen greifen lassen hat. Überhaupt mag ich die ganzen Kanonischen Anspielungen sehr, und wurde auch diesmal nicht enttäuscht.
Ein kleiner Wehmutstropfen war für mich allerdings das schnelle abhandeln von Sebastian Moran, da ich der Meinung bin, dass die Rolle noch weitaus mehr hergegeben hätte. Bei Magnussen dachte ich es zuerst auch, aber dazu komm ich gleich noch.

via cultfix.co

Ich mochte die Darstellung von Lars Mikkelsen unheimlich gerne, auch, wenn er für meine Verhältnisse ein wenig zu fies war. Ich meine, in Kamine pissen...ernsthaft? Denk an deine Marnieren, Charles, selbst Jim hatte dort nur einen Tee. Wie auch immer, gut porträtiert. Leider wurde er fast schon zu drastisch als neuer Super Bösewicht eingeleitet, nur um dann mir nichts dir nichts wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Schade. Aber manchmal muss man gewisse Türen schließen, um neue zu öffnen.

Mein persönlicher WTF Moment war eindeutig Mary Morstan. NIE hätte ich das gedacht, dabei habe ich mir heute nochmal die erste Episode der dritten Staffel angeschaut, und der Hinweis "Liar" hat ja schon ganz klar vermuten lassen, dass da was im Busch ist. Und wieder dachte ich, armer John, armer John. Und ich muss zugeben, dieser ganze Handlungsstrang, Sherlocks Nahtod im Mindpalace und sämtliche folgenden Mary-John Szenen haben mich unglaublich berührt, verdattert und mich bangen lassen. Nichtsdestotrotz wünsche ich beiden alles gute. Ich mag Mary nämlich und denke, Watson hat sein eigenes, seltsames Glück langsam wirklich verdient.

"Miss me?" Kommen wir nun zum Wahnsinn schlechthin, dem Moment, in dem mein Herzchen vor Freude aufgesprungen ist: #MoriartyLives!
Surprise, Bitch! Also wer hätte DAS nun erwartet? Ich habe noch vor ein paar Tagen meine Freundin beschworen, dass er unwiderlegbar tot ist. Tot, tot, tot. Und sollte das eine falsche Fährte sein, fahre ich persönlich auf meinen Inlinern Richtung UK, um Mofftiss den Kopf abzusäbeln.
Nun stellt sich die Frage: Wie kann das sein?

via cultfix.co

Ich habe nur ein paar persönliche Hinweise. Erstens: Moriartys Leiche, wo ist sie? Nie wurde sie erwähnt, deshalb gehe ich davon aus, dass Sherlock sehr genau wusste, dass er nicht tot ist. Zudem blickt er sich bei der Rooftop Szene immer wieder zu seiner vermeintlichen Leiche um, während er mit John telefoniert. Warum das? Warum dieses Telefonat, wenn der einzige Zuhörer längst tot ist? Oder hat er das alles nur gesagt, weil er eben genau wusste, dass Moriarty lebt? Warum ist er denn nicht einfach gesprungen, es hätte keinen Unterschied gemacht.

Ich denke nicht, dass Sherlock sich auf einen Deal mit ihm eingelassen hat, Nein. Aber ich glaube sehr wohl, dass Mycroft seine Finger mit ihm Spiel hat. Es existiert ein Fanfoto vom Dreh der ersten Folge, dessen Szene so in der ganzen Staffel nicht zu sehen war. Mycroft schüttelt Moriartys Hand vor dem St. Bart's. Wenn da mal der Teufel nicht buchstäblich im Detail steckt.

Ein weiterer Hinweis, dass dies keine falsche Fährte ist, ist folgender:
"Schaut euch die Credits BIS zum Ende an, das ist der einzige Hinweis, den wir euch geben werden."

In der Endszene sehen wir Moriarty, wie er leibt und lebt, kein Standbild wie in der vorherigen Szene, das durchaus jemand fälschen hätte können. Er scheint also tatsächlich zu existieren. Und bei Gott, ich hoffe, dass das wahr ist, denn nie hat mich ein Charakter im TV so gefesselt, wie der von Jim Moriarty. Ja, ich gebe zu, ich steh auf ihn. Ich bin Team Moriarty. Scheiß auf Sherlock, von mir aus könnte Jimmy alle killen und die restlichen Seasons übernehmen. ;)

Und nochmal zu guter Letzt: Es ist nicht möglich, dass Moran Sherlock an der Nase herum führt. Moran sitzt seit Folge Eins nämlich gut behütet als Terrorist hinter englischen Gardinen. Das war Moran, Moran ist abgehakt. Auch wenn ihr Leutchen lieber Moron verstanden habt (was ich anhand von Sherlocks Deduktionsgenuschel durchaus nachvollziehen kann), aber das war leider Gottes wirklich Lord Moran. Und der ist passé.
Und ich kann mich daran erinnern, dass im Kanon die Sache damit ebenfalls abgehakt war. Bösewichte sind also eigentlich, zumindest was die Hauptfiguren der Bücher angeht, keine mehr da, die Moriarty ersetzen könnten. Es sei denn, es wird auf die kleinen und die Pastiches zurückgegriffen, aber Arséne Lupin zum Beispiel will ich nun wirklich nicht sehen.





Tja, nun bleibt uns wohl nur noch eins: Hoffen, dass die nächste Staffel tatsächlich zu Weihnachten 2014 in den Startlöchern steht und hoffen, dass die lieben Leutchen uns nicht mal wieder furchtbar an der Nase herumführen. Aber nun, zumindest können wir dieses Jahr nun fleißig darüber diskutieren, wie MORIARTY seinen Tod faken konnte. Das ist doch auch mal was.