Donnerstag, 21. März 2013

Anna



Titel: Anna

Entwickler: Dreampainters Software
Publisher: Kalypso Media GmbH
USK: /
System: PC
Release: 21.09.2012


Heute möchte ich euch den Indietitel "Anna" vorstellen, direkt im Anschluss folgt ein kleines Reviewähnliches Posting zu "Dear Esther". Reviewähnlich deshalb, weil ich die beiden Spiele nicht wie üblich auseinandernehmen kann, ohne ihnen den Reiz zu nehmen, trotzdem sind sie gerade deswegen erwähnenswert, teilweise auch vergleichbar.

Dieses Gefühl habt ihr bereits in den ersten Augenblicken des Spiels- die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, ein kleiner Bach mit klaren Quellwasser läuft an einer alten, verlassenen Hütte vorbei.
Es wirkt alles so friedlich und idyllisch, kaum zu glauben, dass dies die Hütte ist, die andauernd in euren Alpträumen vorkommt. Wie seid ihr dorthin gelangt? Ihr habt das Gefühl, ihr hättet euch in Trance befunden, könnt euch nicht mehr an den Weg erinnern. Aber ihr wisst, dass diese Hütte unzertrennlich mit Anna verbunden zu sein scheint und dass ihr sie betreten müsst, um herauszufinden, wieso ihr immer noch an sie denken müsst. Und vor allen Dingen: was mit Anna geschah.




Schon hier drängen sich Vergleiche mit "Dear Esther" auf. Man stapft zunächst etwas ziellos durch den märchenhaften Hain, ohne eine wirkliche Ahnung, was zu tun ist. Dieses Prinzip setzt sich (wenn ihr es endlich in die Hütte geschafft habt), fort. Während ihr Rätsel löst, lasst ihr euch von der Story fortragen und habt eigentlich nicht das Gefühl, dass ihr spielt, sondern eher am Lagerfeuer zu sitzen und einer Geschichte zuzuhören. Anders als in Dear Esther habt ihr hier Handlungsspielraum, ein Inventar und könnt agieren. Trotzdem fühlt es sich nicht so an, wie ein Point & Click , vielmehr wie ein grotesker Traum, in dem ihr groteske Sachen tut und nicht wirklich wisst warum. Mein Vergleich zu "Dear Esther" ist nicht ganz stimmig, aber wer es schonmal gespielt hat, versteht schnell, was ich meine. Natürlich erfahrt ihr im Laufe eures Handelns immer mehr und die Puzzlestücke eures Gedächtnisses setzen sich schleichend zusammen. Eure Umgebung verändert sich genauso, wie eure Wahrnehmung.


Das Spiel spielt sich relativ klassisch aus der First Person, ihr habt ein übersichtliches Inventarmenü und die Möglichkeit, Dinge wie Kisten oder Bretter mit gedrückter Maustaste zu bewegen. Kombinieren könnt ihr natürlich auch, aufeinander, miteinander, übereinander. Hier komme ich mal zu einem großen Minuspunkt: Das suckt, aber sowas von. Teilweise ist es ziemlich überarbeitungswürdig, manche Dinge müssen öfter angeklickt werden, da man das Menü aus Versehen schließt oder nicht genau mit der Maus drauf klickt (dieses Problem zieht sich übrigens nicht nur durchs Inventar, sondern durch alle Gegenstände, mit denen ihr agieren könnt). Frustrierend- kann man aber für die kurze Spieldauer von max. drei Stunden noch hinwegsehen.
Die Grafik ist für einen Indietitel ganz schön, da gibts nicht viel zu meckern.


Bei der Spielatmosphäre habe ich oft den Vergleich mit "Amnesia" läuten hören und ich kann sagen: Der ist furchtbar fehl am Platz (es sei denn das Adventuregenre alleine rechtfertigt das plötzlich).
Anna möchte vielleicht mit seiner Gruselatmosphäre ein wenig daran anknüpfen, aber wo ich mir bei Amnesia wirklich in die Hose scheiße, hab ich für die Schockeffekte hier nur ein müdes Lächeln übrig. Verwirrt sein trifft es da besser, es ist aber nicht gruselig, sondern fühlt sich an, wie ein Teil von mir. Muss auch gar nicht anders sein, denn meiner Meinung nach muss "Anna" sich gar nicht mit dem Gruselfaktor rühmen- den braucht es gar nicht. Es ist etwas, als würde man Lovecraft lesen, man bekommt halt eher ein flaues Gefühl im Magen.

Wichtig: Bevor jemand Zehn Tacken für das Spiel bezahlt und mir anschließend seinen Monitor in die Fresse wirft: Das Spiel wartet mit 3 möglichen Enden auf, wovon das erste nach bereits einer Dreiviertel Stunde Spielzeit erreicht wird. Also immer schön speichern, bei dem letzten seid ihr mit gut 3-4 Stunden gut bedient. Vielleicht sogar noch ein wenig länger.


So... die Rätsel, ja die lieben Rätsel. Die machen Spaß, da vollkommen dämlich. Teilweise würde man auf diesen Schmarrn nie kommen, hier hat sich der Entwickler wohl eher gedacht: Hauptsache möglichst sinnlos, damit es schwerer wird (Wer kommt auf die Idee, ein gemaltes, pochendes Herz in den Ofen zu legen?). Nein wirklich- die sind wirklich furchtbar bescheuert und ich hätte jedes andere Spiel verrissen, in dem die Rätsel so dämlich gemacht sind. Aber da "Anna" auch durchaus irgendwie noch was hat, wenn man ab und an in die Lösung guckt (hier ist irgendwie nicht der Weg das Ziel), bleibe ich milde. Die brauchts irgendwie nicht. Aber seltsamerweise kann ich "Anna" auch irgendwie nicht als richtiges Spiel einstufen, eher als interaktiven Roman.



Alles in allem echt nett und auf unerklärliche Art und Weise...fesselnd. Man denkt da in der Tat ein wenig drüber nach und muss es auch relativ zügig weiter spielen. Aber trotzdem ist es nicht so Mind-fucking wie "Dear Esther" oder auch nur Ansatzweise so Alptraumverursachend wie "Amnesia". Einfach nett. Spielt es, anstatt ein Buch zu lesen, im Dunkeln mit einem Glas Wein.
Kann man richtig gut machen.

+ fesselnde Atmosphäre
+ richtig guter Spielfluss
+ tolles Storytelling
+ Schöne Optik
+ klasse Spannungsaufbau
+ drei Enden



- Schlecht programmiertes Inventar
- bizzare und unlogische Rätsel
- nur in englischer Sprachausgabe erhältlich
- zwei von drei Enden nach sehr kurzer Spieldauer





(Bilder Kalypso Media GmbH, all rights reserved)

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