via bms.co |
So, dann wird es doch Zeit, dass ich dieses lange ungenutzte Blögchen wieder ausgrabe. Warum? Ganz einfach, die letzte Episode hat in mir einen nicht enden wollenden nonakustischen Schreikrampf ausgelöst, das kleine Psychopathen Fangirl in mir sitzt fingernägelkauend in einer Ecke und sagt ihrem Alterego (ja, damit ist mein menschliches Ich gemeint), dass es unbedingt ihren Senf dazu geben muss. Hier sind wir nun.
(Nochmal an dieser Stelle eine dicke, FETTE Spoilerwarnung.)
Vorneweg: Das hier ist keine Review, sondern ein Afterword, meine Gedanken und dämlichen Theorien. Wer hier etwas gehaltvolles erwartet dreht am besten wieder um und liest sich die Kritiken von Serienjunkies durch.
"Everyone's a critic."
Womit wir schon direkt beim Thema sind, denn das liegt mir wirklich auf dem Herzen:
In was für einer gottverdammten Meckergesellschaft leben wir eigentlich? Ist jetzt abkotzen auf hohem Niveau das neue schwarz?
Seit Folge eins lese ich mir regelmäßig die Reviews durch und ich muss sagen, dass mir bei Moviepilot fast schon die Galle hochkam. Klar, ich gehe mit vielem D'accord. Die Staffel war ANDERS. Aber sie war trotzdem Fernsehunterhaltung auf astreinem, hochkarätigem Niveau, wie man sie nur noch selten antrifft. Da so rumzunörgeln finde ich schon teilweise frech, zumal ich bei sehr vielen Reviewschreibern den Eindruck habe, sie hätten nie mal einen Doyle in der Hand gehabt und auch die Folgen teilweise nicht richtig verstanden. Die Leute, die sich über die Innovativität eines "Elementary" freuen. Jap, danke, thx, but no thx.
Setzt euch doch einfach wieder auf die Couch, schaut eine Folge Good Wife und esst nen Keks.
Nein. Mich nervt diese Schwarzmalgesellschaft wirklich kolossal.
Diese Staffel ist anders, wie ich bereits sagte. Hauptfokus liegt hier auf der Charakterentwicklung, auf der Beziehung zwischen Watson und Sherlock, Watsons Verlust und der Widerauferstehung Sherlocks. Auf seiner Beziehung zu Mary und auf Sherlocks Einsicht, dass es vielleicht doch manchmal ganz nett ist, Leute in sein Leben zu lassen, die man gern hat. Freundschaft, falsche und richtige Entscheidungen. That's the point. Um nichts mehr geht es hier, und wenn ich ehrlich bin, habe ich als Sherlock Fan da sehr lange drauf gewartet, und besonders nach Sherlocks Rückkehr nach London nach seinem vorgetäuschten Tod war diese Sache von Nöten.
Wenn ich einen Krimi will, guck ich den Tatort. Aber ich habe die Protagonisten die letzten Jahre lieben und hassen gelernt und ich möchte sie verstehen. Macht nicht genau das eine Serie so rund?
Und tut genau das nicht einer Serie auch mal ganz gut?
Zumindest bin ich mir sicher, dass die Kritiker mal wieder am lautesten geschrien hätten, hätte die 3. Staffel nicht mehr zu bieten gehabt, als die vorherige.
via radiotimes.com |
Klar, auch für mich hatte die Staffel gewisse Durststrecken. Die Fälle kamen mir zu kurz, was man besonders in der 2. Folge, the sign of three, zu spüren bekam. Das Directing in der ersten Folge "The empty hearse" war mir teilweise etwas zu verworren, zuviele Specialeffects die die Serie meiner Meinung nach nicht nötig hat. Doch dafür hatte sie viele witzige und schöne Momente, Momente, in denen ich gegackert habe wie verrückt, Momente, in denen mir fast die Tränen kamen und Momente, in denen ich fast nicht mehr atmen konnte. Und nennen wir den Hund doch mal beim Namen: DAS schaffen nicht viele Serien.
Angefangen von der wunderbaren Harmonie zwischen Benedict und Martin, ihm und seiner Frau und dem Rest des Castes, bis hin zu den knallharten Beziehungsdramen. Ich kann die Leute greifen und nach dieser Staffel kann ich es noch mehr. In meinen Augen tat es der Serie furchtbar gut, deshalb kann ich über die Makel hinwegsehen.
Und mal davon abgesehen: Die erste Folge war einfach für uns- für uns Fans. Ja ich bin etwas genervt, dass wir keine Aufklärung nach jahrelangem Rätselraten bekommen haben. Aber hätte uns irgendeine Theorie zufrieden gestellt (ich vertrete btw immer noch die Gummiballthese)? Nein. Insofern empfinde ich es als genialen Schachzug, das Fandom weiter grübeln zu lassen- und Bezug auf dieses zu nehmen. Mich erfreut es immer, wenn Serienmacher sich mit uns Fans beschäftigen, Fanfictions lesen und sich +18 Fanart anschauen (Bitte, Moffat und Gatiss, ich weiß, dass ihr in meinen Moriarty/Sherlock Sexträumen herumgeschnüffelt habt, warum sonst hättet ihr diese Kussszene drehen sollen?). Und wir haben soviel zurückbekommen, denn die ganze Folge las sich wie ein Tumblr Blog. Sorry, aber das ist mir tausendmal lieber als ein Kurt Sutter (und ja, ich liebe Sons of Anarchy) der seine Fans laufend per Twitter als Cunts betitelt und ihnen anbietet, seinen Schwanz zu lutschen.
Besonders gefreut habe ich mich übrigens über einen berauschten Sherlock. Leute, wer sich darüber aufregt, den sei auch diesmal wärmstens Sir Arthur Conan Doyle empfohlen, der wie wir weiß, Sherlock ebenfalls desöfteren zu Opium, Kokain und ähnlichen greifen lassen hat. Überhaupt mag ich die ganzen Kanonischen Anspielungen sehr, und wurde auch diesmal nicht enttäuscht.
Ein kleiner Wehmutstropfen war für mich allerdings das schnelle abhandeln von Sebastian Moran, da ich der Meinung bin, dass die Rolle noch weitaus mehr hergegeben hätte. Bei Magnussen dachte ich es zuerst auch, aber dazu komm ich gleich noch.
via cultfix.co |
Ich mochte die Darstellung von Lars Mikkelsen unheimlich gerne, auch, wenn er für meine Verhältnisse ein wenig zu fies war. Ich meine, in Kamine pissen...ernsthaft? Denk an deine Marnieren, Charles, selbst Jim hatte dort nur einen Tee. Wie auch immer, gut porträtiert. Leider wurde er fast schon zu drastisch als neuer Super Bösewicht eingeleitet, nur um dann mir nichts dir nichts wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Schade. Aber manchmal muss man gewisse Türen schließen, um neue zu öffnen.
Mein persönlicher WTF Moment war eindeutig Mary Morstan. NIE hätte ich das gedacht, dabei habe ich mir heute nochmal die erste Episode der dritten Staffel angeschaut, und der Hinweis "Liar" hat ja schon ganz klar vermuten lassen, dass da was im Busch ist. Und wieder dachte ich, armer John, armer John. Und ich muss zugeben, dieser ganze Handlungsstrang, Sherlocks Nahtod im Mindpalace und sämtliche folgenden Mary-John Szenen haben mich unglaublich berührt, verdattert und mich bangen lassen. Nichtsdestotrotz wünsche ich beiden alles gute. Ich mag Mary nämlich und denke, Watson hat sein eigenes, seltsames Glück langsam wirklich verdient.
"Miss me?" Kommen wir nun zum Wahnsinn schlechthin, dem Moment, in dem mein Herzchen vor Freude aufgesprungen ist: #MoriartyLives!
Surprise, Bitch! Also wer hätte DAS nun erwartet? Ich habe noch vor ein paar Tagen meine Freundin beschworen, dass er unwiderlegbar tot ist. Tot, tot, tot. Und sollte das eine falsche Fährte sein, fahre ich persönlich auf meinen Inlinern Richtung UK, um Mofftiss den Kopf abzusäbeln.
Nun stellt sich die Frage: Wie kann das sein?
via cultfix.co |
Ich habe nur ein paar persönliche Hinweise. Erstens: Moriartys Leiche, wo ist sie? Nie wurde sie erwähnt, deshalb gehe ich davon aus, dass Sherlock sehr genau wusste, dass er nicht tot ist. Zudem blickt er sich bei der Rooftop Szene immer wieder zu seiner vermeintlichen Leiche um, während er mit John telefoniert. Warum das? Warum dieses Telefonat, wenn der einzige Zuhörer längst tot ist? Oder hat er das alles nur gesagt, weil er eben genau wusste, dass Moriarty lebt? Warum ist er denn nicht einfach gesprungen, es hätte keinen Unterschied gemacht.
Ich denke nicht, dass Sherlock sich auf einen Deal mit ihm eingelassen hat, Nein. Aber ich glaube sehr wohl, dass Mycroft seine Finger mit ihm Spiel hat. Es existiert ein Fanfoto vom Dreh der ersten Folge, dessen Szene so in der ganzen Staffel nicht zu sehen war. Mycroft schüttelt Moriartys Hand vor dem St. Bart's. Wenn da mal der Teufel nicht buchstäblich im Detail steckt.
Ein weiterer Hinweis, dass dies keine falsche Fährte ist, ist folgender:
"Schaut euch die Credits BIS zum Ende an, das ist der einzige Hinweis, den wir euch geben werden."
In der Endszene sehen wir Moriarty, wie er leibt und lebt, kein Standbild wie in der vorherigen Szene, das durchaus jemand fälschen hätte können. Er scheint also tatsächlich zu existieren. Und bei Gott, ich hoffe, dass das wahr ist, denn nie hat mich ein Charakter im TV so gefesselt, wie der von Jim Moriarty. Ja, ich gebe zu, ich steh auf ihn. Ich bin Team Moriarty. Scheiß auf Sherlock, von mir aus könnte Jimmy alle killen und die restlichen Seasons übernehmen. ;)
Und nochmal zu guter Letzt: Es ist nicht möglich, dass Moran Sherlock an der Nase herum führt. Moran sitzt seit Folge Eins nämlich gut behütet als Terrorist hinter englischen Gardinen. Das war Moran, Moran ist abgehakt. Auch wenn ihr Leutchen lieber Moron verstanden habt (was ich anhand von Sherlocks Deduktionsgenuschel durchaus nachvollziehen kann), aber das war leider Gottes wirklich Lord Moran. Und der ist passé.
Und ich kann mich daran erinnern, dass im Kanon die Sache damit ebenfalls abgehakt war. Bösewichte sind also eigentlich, zumindest was die Hauptfiguren der Bücher angeht, keine mehr da, die Moriarty ersetzen könnten. Es sei denn, es wird auf die kleinen und die Pastiches zurückgegriffen, aber Arséne Lupin zum Beispiel will ich nun wirklich nicht sehen.
Tja, nun bleibt uns wohl nur noch eins: Hoffen, dass die nächste Staffel tatsächlich zu Weihnachten 2014 in den Startlöchern steht und hoffen, dass die lieben Leutchen uns nicht mal wieder furchtbar an der Nase herumführen. Aber nun, zumindest können wir dieses Jahr nun fleißig darüber diskutieren, wie MORIARTY seinen Tod faken konnte. Das ist doch auch mal was.
Sehr cool geschrieben! Kann ich alles gut nachvollziehen, besonders, dass es dir mit den ewigen Miesmachern langt!
AntwortenLöschenIch freu mich riesig auf Jimmieboy, er ist und bleibt einfach das beste Badass!
LG Lou