Donnerstag, 17. Januar 2013

Elementary- Und Sherlock wird zum Rockstar (CBS- Folge 1.01)


via stanforddaily.com
So...nun wird's wohl Zeit für meine Review, nachdem ich mir gestern die erste Folge zu Gemüte geführt habe. Vorab: Ja, ich finde die Serie nicht gut und ja, diese Review wird auch nicht gerade gut ausfallen, deshalb fange ich mit dem Positiven an.

Die Serie "Elementary" (CBS 2012) ist keinesfalls schlecht. Wer also durchschnittliche Krimikost sucht, ist hier mit bestens bedient. Die Serie ist recht unterhaltsam und ganz gut besetzt, Jonny Lee Miller (Sherlock Holmes) und Lucy Liu ( Dr. Watson) spielen ihre Rollen eigentlich sehr gut. Kann man gucken.
Da ich allerdings ein kleiner Sherlock Fanatiker bin und BBC mit ihrer wirklich brillianten Serie so vorgelegt hat, komme ich nicht umhin, zu vergleichen- und deswegen komme ich jetzt leider zu den negativen Punkten.

„Was ist es heute, Kokain oder Morphium?“
Die Serie hat bis auf die Namen und einigen Doylschen Anspielungen (Sherlocks Drogenkonsum, das Bienenzüchten, etc.) für mich rein gar nichts mit Sherlock Holmes zu tun. Zumindest nicht so, wie Holmes sich in meinen Kopf darstellt. Nichts. Ich kann natürlich nicht für alle sprechen und empfehle auch jedem "Sherlockianer" sich seine eigene Meinung zu bilden, aber ich kann damit absolut nichts anfangen.

via justjared.com
Aber ersteinmal zum Grundplot: Sherlock Holmes war seiner Zeit in London als Berater für Scotland Yard tätig, verfällt allerdings den Drogen und geht in die USA zum Entzug. Danach wird Holmes eine Betreuerin zur Seite gestellt, Dr. Joan Watson, ehemalige Chirurgin, die auf Geheiß von Holmes Vater darauf aufpassen soll, dass Sherlock brav bleibt.
Sherlock bewohnt nun eine Immobilie in New York, die seinem Vater gehört. Da dieser damit droht, ihn rauszuschmeißen sollte er nicht clean bleiben, nimmt er die Hilfe seiner schönen Therapeutin in Anspruch.
Holmes fühlt sich nur befriedigt, wenn er Fälle löst und da er es nur so schafft, den Drogen fernzubleiben, nimmt er seine Beratertätigkeit bei der NYPD wieder auf.
Gemeinsam mit Dr. Watson wird hier in dieser Folge ein Mordfall untersucht, bei der eine Rothaarige Frau ums Leben kam. Dank Sherlocks Spürsinn ist der Fall schnell gelöst und Watson und Sherlock beginnen langsam, Freundschaft zu schließen...

Schon bei dem Einspieler fällt auf, dass sich CBS hier und da ein wenig was von BBC gemopst hat. Die Grundstimmung ist ähnlich und wir sehen anstatt eines London Panoramas das von New York. Einfallsreich. Gut, das waren schon alle Gemeinsamkeiten.

via szwizec.com
Sherlock vs Elementary

via BBC

Was mich schon irritiert hat, war einer der ersten Szenen. Dr. Joan Watson betritt Holmes' Grundstück, vor dem Apartment angekommen, tritt eine tätowierte, verrucht aussehende Dame aus der Wohnung. Offensichtlich hat sie dort die Nacht verbracht. Nach ein wenig Geplänkel (nennen wir es soziopathische Flirterei, bei der allerdings direkt klar ist, dass sich meine Befürchtungen hinsichtlich einer Watson-Holmes Sexszene erfüllen werden) erläutert Holmes seine Abneigung gegen Sex, aber dass er ihn irgendwie braucht.
Und sorry- das ist für mich persönlich ein absolutes NO-GO.
Natürlich, ich habe mir das ein oder andere hinreißende Kopfkino beim lesen und "Sherlock BBC" gucken ausgemalt (seien wir mal ehrlich, so ging es bestimmt 80 % der weiblichen Zuschauer) aber- und hier kommt der Punkt- die Anziehung, die Holmes auf mich ausübt, macht genau das aus: das es eben Kopfkino bleibt.
Holmes ist für mich deshalb so interessant, ob jetzt literarisch oder verfilmt- weil er auf irgendeine Weise vollkommen asexuell ist, dem ganzen keinerlei Bedeutung zumisst. Nein, bei Holmes bezieht sich jegliche Faszination und Erregung auf den Verstand. Emotionen leihten nur fehl, und das ist für mich einer der Hauptkritikpunkte in der CBS Version: Ich will einfach keinen menschelnden Holmes.
Und er menschelt mir viel zu sehr, sei es schon, dass er sich für seine Fehler entschuldigt. Mir fehlt diese Arroganz, dieses Überhebliche. In dieser Version ist er einfach ein asozialer (nicht soziopathischer) Ex Junkie und viel zu unfreiwillig komisch.
Hätte er nicht den "Sherlock Stempel" hätte ich die Figur eventuell für gut befinden können, es ist ja auch ganz witzig, nur eben halt nicht....Sherlock.

via CBS
Watson und Sherlock in der CBS Version und bei BBC

via BBC

Kommen wir zu Watson. Mir missfällt zum einem dieses offensichtliche "Love Interest" Ding, zum anderen finde ich ihre Figur  (was nicht an Lius Darstellung liegt) viel zu platt. Und hier muss ich einfach den "Sherlock BBC" Vergleich stellen- wo in der BBC Version eine spürbare Dynamik zwischen den Protagonisten herrscht, fehlt es hier an allen Ecken und Enden. Für mich kommt da nichts rüber. Watson ist allenfalls schmückendes Beiwerk für den netten Holmes und ich befürchte, dass sie aus dieser Schiene nicht mehr rauskommt. Eine Megan Fox die anstatt Watson Dr. No heißt, wäre genauso interessant gewesen. Vollkommen austauschbar und irrelevant- zumindest in dieser Folge.

Last but not least: Der Fall an sich. Sorry, aber das wahr lahm. Anscheinend ist die NYPD tatsächlich etwas beschränkt, denn hätte man ein bisschen geschaut, hätte man bestimmt keinen Holmes für die Lösung dieses Falles gebraucht. Nicht einmal dieses doofe Handy. Mir als Zuschauer war schon von vorneherein klar, dass dieser dämliche Mann der Mörder ist, SOFORT! Mir fehlte da irgendwie.. der Aha- Effekt, alles vorhersehbar und nicht einmal Ansatzweise so gut konstruiert wie im BBC Vorgänger. Jetzt weiß ich auch, woher der CSI Vergleich überall kommt. Es ist irgendwie so banal, dass ich mir selber sage: Der echte Sherlock Holmes hätte sich bei der Bitte von Lestrade, sich um diesen Fall zu kümmern, erstmal den Bauch gehalten vor lachen und den Mörder wahrscheinlich schon nach zwei Minuten enttarnt. Bitte- Warum sollte sich so ein Genie mit so einem Scheiß befassen... da hab ich schon bessere Fälle in mittelmäßigen Fanfictions gelesen.

via CBS


Elementar- leider nicht, lieber Watson. Frau Conclusio sagt also: Auch wenn ich viel geschimpft habe, ganz nette Serie, die man sich durchaus antun kann. Als "Sherlock" Fan rate ich allerdings klar ab, denn man kann die Adaption kaum unvoreingenommen gucken (Gummipunkte wer's kann, ich reg mich nur auf). Für mich mal wieder ein klarer Fall von: Nur weil etwas amerikanisiert wird und ein höheres Budget hat, muss es noch lange nicht besser sein.
Liebe Amis- hört auf euch in Europa zu bedienen und denkt euch wieder selbst was aus- es gibt genügend herausragende Serien, die beweisen, dass ihr das auch könnt.



1 Kommentar:

  1. Finde die Serie nicht schlecht. Wenn man sich zu sehr auf die Sherlock Reihe versteift, ist das natürlich nichts... aber die kennen die meißten natürlich nicht.

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Comments plz...