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Und vollkommen im Holmes Wahn diese Tage. Nachdem ich im Moment immer noch dabei bin, diesen verdammten Arsène Lupin durch London zu jagen, blieb mir nebenher nicht nur Zeit, die Bücher zu verschlingen, mein Mann und ich nutzten auch die Katerstimmung um noch weiter in den Geschichten rund um den Detektiv einzutauchen (Diese Tage könnte man ja fast meinen, ich führe einen reinen Holmes Blog, aber glaubt mir, das wird sich in der nächsten Zeit ändern, wenn das Winterloch vorbei ist).
Und pünktlich zum Neujahr- man bedenke, wir sind halbtot und ab morgen muss wieder studiert werden- haben wir es geschafft, die erste Staffel der BBC Serie "Sherlock" durchzukriegen.
Für gewöhnlich nehme ich ja jede einzelne Folge in meinen Reviews auseinander, aber da eine Staffel der preisgekrönten Serie (Gewinner eines BAFTA Award, zahlreiche Emmy Nominierungen) leider nur drei 90 Minütige Folgen umfasst und man diese meist an einem Tag wegguckt (ja, wenn man einmal tot im Bett liegt, wir werden ja auch nicht jünger), beschränke ich mich hierbei auf die Staffel und möchte sie eigentlich auch eher anreißen, als ausseinander zu nehmen.
Die Serie "Sherlock" spielt im modernen London, orientiert sich aber stark an den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle. Wir knüpfen handlungstechnisch bei der ersten Begegnung von Dr. John Watson und Sherlock Holmes an, der einen Mitbewohner sucht, um sich die teure Wohnung in der Baker Street 221 b leisten zu können.
Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) ist "Consulting Detektive" (Hier geht's zu seiner Website), ein Detektiv auf Abruf, seines Zeichens Erfinder dieses Berufszweigs, und wird häufig von Inspektor Lestrade hinzugezogen, wenn die Polizei nicht mehr weiter weiß. Holmes ist Exzentriker, ein Genie, beiweilen ein wenig authistisch und strange, weswegen er von seinen Kollegen oftmals verspottet und als Psychopath beschimpft wird. Er hingegen sieht sich eher als "hochfunktionalen Soziopathen" und ihm ist es ziemlich egal, da er seine Mitmenschen eh als beschränkt ansieht, was er sie auch oft spüren lässt.
Im Gegensatz zur Romanvorlage bedient sich Holmes zur Lösung seiner Fälle moderner Techniken wie SMS, Mail und GPS. Zudem versucht er mittels tausender Nikotinpflaster vom rauchen loszukommen, da er es im modernen London als zu unpraktisch empfindet.
Während eines Falles, der Studie in pink, lernt er im Labor Dr. Watson (Martin Freeman) kennen, einen etwas resignierten Mann, der durch eine Schussverletzung in Afghanistan an einem Hinkebein leidet und den es nach London verschlagen hat. Sie beschließen, oder vielmehr Holmes beschließt, dass die beiden in eine gemeinsame Wohnung ziehen sollten, um die Kosten gering zu halten.
Da Dr. Watson Millitärarzt war, beschließt Holmes kurzerhand, Watson zu dem Mordfall hinzuziehen, da er mit dem von der Polizei eingeteilten Kollegen mehr als unzufrieden ist.
John Watson lässt sich zu Anfang mehr widerwillig herum schubsen, entdeckt aber ziemlich schnell, dass ihm die Gefahr gefehlt hat und nach einer irren Verfolgungsjagd, in Zuge dessen Holmes Watson davon überzeugt, dass sein Humpeln psychosomatischer Natur ist, beginnen die beiden Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, Freundschaft zu schließen.
Im Laufe der Zeit beginnen die beiden also, Verbrechen gemeinsam zu lösen und langsam scheint es, als stecke der selbe Fädenzieher hinter all diesen. Der Name, den die beiden immer wieder zu hören bekommen, ist der von Jim Moriarty (ein brillianter Andrew Scott) und es scheint, als hätte London seinen neuen Oberbösewicht gefunden...
Watson beginnt, die Erlebnisse in seinem Blog niederzuschreiben (Hier entlang, Gentlemen).
Soviel zum Grundplot der ersten Staffel. Ich bin ehrlich, ich war anfangs wirklich sehr skeptisch, aber hauptsächlich, weil es mir nicht so richtig gefallen wollte, die Geschichte ins moderne London zu verlegen. Aber ich bin überrascht, denn diese Tatsache tut der Serie keinerlei Abbruch, im Gegenteil- es schafft ein völlig neues, schnelles Erzähltempo und gibt Doyles Geschichten wieder, ohne wie einer der zig Abklätsche zu wirken. Man ist gezwungen, viel mit zu denken, rasch zu kombinieren und zu folgern, Holmes irre Vorgehen zu verstehen, ohne dass es jemals langweilig wird.
Zwischendurch werden wir anhand von Textebenen Zeuge des nonverbalen Geschehens, wie z.B. Textnachrichten, Entcodierungen und Holmes' Gedankengängen, was das Erzähltempo nochmals unterstützt, ohne Nebenplots aufzureißen und sehr hip, unangestrengt und modern wirkt.
via BBC |
Was mir besonders gefällt sind die Schauspieler. Anfangs konnte ich mit der Holmes Besetzung nicht allzuviel anfangen, denn er widerstrebt rein optisch meinem Bild, welches Doyle aufgebaut hat, dennoch überzeugt mich Cumberbatch unglaublich, denn seine Mimik ist genial. Auch Martin Freeman (vielen sicher bekannt aus "der Hobbit", oder "Per Anhalter durch die Galaxis") schafft es, Watson vollkommen neu zu erfinden ohne komplett mit der alten Figur zu brechen.
Holmes an sich gefällt mir als Antiheld ziemlich gut, ich finde ihn sogar ziemlich brilliant und eigentlich wurde mir verboten, den Sheldon Cooper Vergleich zu bringen, aber er ist eine düstere, asexuelle Mischung aus ihm und Dr. House- vollkommen unfähig, sich in Gesellschaften einzugliedern, genial, unnereichbar und attraktiv- was aber an meiner allgemeinen Soziopathenschwäche liegen mag.
Watson schafft es in dieser Serie- im Gegensatz zu vielen anderen Adaptionen- nicht wie der vertrottelte Handlanger zu wirken, sondern ist hier viel mehr eigenständig und fungiert oftmals als Übersetzer für das "doofe Publikum" und als Sympathieträger.
Die Dialoge sind schlichtweg fucking awesome, besonders die homoerotischen Anspielungen auf Watson und Sherlock, die von deren Umwelt kommen, aber auch die Sticheleien, der Wortwitz und Holmes' vollkommenes Unvermögen, sich in gewisse Situationen hinein zu finden ("Das ist schon ewig her, warum sollte der Tod ihrer Tochter sie denn noch quälen?"-aus dem Gedächtnis zitiert und ohne Gewähr).
Sogar die deutsche Synchro tut dem keinen Abbruch. Und ausnahmsweise kann ich die jedem mal ans Herz legen, obwohl ich eigentlich eher für den O-Ton bin. Mein Englisch ist relativ in Ordnung, jedenfalls kann ich mir die meisten Serien angucken und versteh sie ziemlich gut, aber hier musste ich dann doch aufgeben, da Holmes teilweise so schnell spricht, dass ich es nicht verstehe und mir auch einfach das Vokabular fehlt (viele Fachbegriffe und britischer Akzent, weyhooo). Zudem ist die Synchro wirklich gut gelungen, im Gegensatz zu vielen anderen Serien. Elementar!
via http://cdn1.screenrant.com |
Alles in Allem ist es einfach eine wirklich geile Serie und ich bin jetzt schon traurig, dass ich sie morgen erstmal durch haben werde. Die ganzen Preise waren nicht umsonst und ich wundere mich fast, dass ich die deutsche Ausstrahlung der ARD nicht mitbekommen habe, denn es ist bisweilen die beste Krimiserie, die ich je geguckt habe und sie fesselt wirklich von Anfang bis Ende. Ich empfehle jeden, dort mal reinzuschauen, und selbst wem sie nicht gefällt, hat nicht viel Zeit verschenkt. Auf jeden Fall hat sie mich unglaublich zum lachen gebracht, so, dass ich nicht mehr atmen konnte. Das schafft selten jemand.
So denn, ich kuriere meinen fiesen Kater jetzt im Bett aus, wie viele von euch auch, und schaue die zweite Staffel. Vielleicht tut es mir ja jemand gleich, doch auch wenn nicht- schönes erholen und Pizza mampfen! Die Vorsätze gelten doch eh erst ab morgen. ;)
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