Montag, 21. Januar 2013

Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin



via Gamestar.de
Titel: Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin (Sherlock Holmes Nemesis)
Entwickler: Frogwares
USK: 6
System: PC / X-Box 360
Release: 16.11.2007

Endlich. Nach mehrwöchiger Frustration haben wir den Fall geknackt. Und glaubt mir, es ist lange her, dass mich eine Spielefigur dermaßen in den Wahnsinn getrieben hat. Doch Hass ist bekanntlich einer der besten Motivatoren und so haben wir diesen galanten, in Reimen sprechenden Franzosen schließlich endlich zur Strecke gebracht, auf das er England hoffentlich nie wieder an der Nase herum führen wird!

Wie die empathischen unter euch bestimmt schon findig festgestellt haben, schwingt in meinen Worten eine gewisse Frustration mit. Das mag stimmen. Liegt mitunter daran, dass das Spiel mich wirklich an meine Grenzen gebracht hat, der Notizblock irgendwann nichts mehr brachte und mein Gatte und ich uns des öfteren mal in der Komplettlösung verirrt haben (und ooooh nein, wer denkt, dass diese eine große Hilfe ist, liegt sowas von falsch, falsch, falsch.). Ich weiß nicht, ob es denjenigen besser gelingen mag, die die Pastiches von Leblanc gelesen haben, aber ich bin durchaus recht fit in P&C Adventures, trotzallem haben mir die Rätsel teilweise schamlos in die Fresse getreten.

via Computer-Bild
Wir beginnen unser Abenteuer wie immer in der Baker Street 221b. Dort erhaltet ihr einen Brief, in dem ein gewisser Arsène Lupin euch davon berichtet, in den nächsten Nächten Raubzüge quer durch London zu veranstalten. Da ihr eine findige Spürnase besitzt, schließt ihr schnell daraus, dass sein erstes Ziel die National Gallery sein wird, also macht ihr euch zusammen mit eurem treuen Freund Watson auf den Weg, diesen Frevel zu vereiteln. Was folgt ist eine Jagd durch die schönsten Schauplätze von London, bei der euch der wortgewandte Lupin immer wieder tückisch an der Nase herum führt.

Zu aller Erst: Jagd ist untertrieben. Mr. Lupin hinterlässt euch bei jeder kleinsten Spur einen äußerst hübschen Vers, der euch wiederum zur nächsten Spur führt. Die Rätsel sind durchweg sauschwer und ich bin teilweise auch nur durch Zufall darauf gekommen, oder musste eben nachgucken. Bei diesem Spiel werdet ihr wahrscheinlich ohne Notizblock nich überleben, also nehmt euch das Intro in dem dies erwähnt wird zu Herzen. Ihr werdet viel schreiben, nachdenken und fluchen.

via netzwelt.de

Die Zukunft ist neblig und nichts ist zu sehen.
Doch um diesen Weg ein Stück weiter zu gehen,
Musst folgen du meinen Geboten ein Stück,
Und suchen nach einem durchbohrenden Blick.- A.L.


Ha, wer meint, dass dies ein besonders einschneidendes Gedicht ist, der irrt. So geht das die ganze Zeit.
Irgendwann wird man so irre, dass man das Spiel nur noch weiterspielen will, um dabei zusehen zu können, wie dieser eingebildete Franzose endlich einen vor den Latz bekommt.

Zum Spieleprinzip: Ihr spielt in der klassischen First Person Perspektive, die Steuerung und die Menüs sind ähnlich wie im Nachgänger, nur gibt es hier kein Deduktionsbrett (braucht ihr auch nicht). Es wird zwar alles protokolliert, trotzallem müsst ihr wie gesagt, selber mitschreiben. Auch hier spielt ihr nicht nur Holmes, sondern ab und an Dr. Watson.
Letzteres ist in diesem Teil (wenn man die Vergleiche der Nachgänger hat) ziemlich frustrierend. Denn Watson ist in diesem Spiel vor allen Dingen eines: furchtbar dumpfbackig. Teilweise schlägt man wirklich die Hände über den Kopf zusammen und fragt sich allen Ernstes, ob der Gute nicht nachdenkt.
Er ist übrigens auch dafür zuständig, dass ihr gegen Ende das Spiel ins Game Over reiten könnt.
Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist (zumindest war ich in den Nachgängern nicht so doof), aber ja, hier ist es möglich, deshalb seid stets weise, was eure Entscheidungen anbelangt.

via static2.fore.4pcdn.de


Was dieses Spiel teilweise echt fies macht, ist, dass ihr öfter Fragen gestellt bekommt, die ihr per Tastatur manuell beantworten müsst. Wer hier nicht richtig hinhört und sich in der Welt der Anagramme nicht zuhause fühlt, sollte die PDF mit der Lösung am besten direkt offen lassen.

Wo ich in den Nachgängern ausschließlich Lob für die Synchro übrig hatte, muss ich hier mal einhaken, auch wenn dies in den späteren Teilen besser wird: dieser aufgesetzte britische Akzent bei Watson ist nicht zu ertragen. Teilweise ist es so unfreiwillig komisch, dass sich Fetzen wie "Hooooolmesssssssssssss...!?" (ihr werdet verstehen) als Running Gag in unserer Altagssprache etabliert haben. Wirklich schrecklich. Dieser Watson ist leider nur dumm, platt und nicht in der Lage ordentlich zu reden. Zum Glück reisst Holmes das alles raus.

Ein absoluter Pluspunkt ist, dass ihr viel von London seht, teilweise könnt ihr euch das Sightseeing sparen.
Es ist auch wirklich nett gemacht, die Grafik lass ich wie immer beiseite (obwohl man es selbst heute noch ganz gut spielen kann, so schlimm ist es nicht). Die Charaktere mit denen ihr interagiert, sind durchweg nett gemacht und locken das ein oder andere mal ein schmunzeln hervor (ich verweise hierbei auf den Buckingham Palace, in dem eine gewisse Lady Leomunde euch mehr oder minder klar macht, dass euch alles "offen" steht... Flittchen ;))

via gamecaptain.de

Alles in allem kann man dieses Spiel allerdings nicht mit seinen Nachgängern vergleichen. Keine Leichen, keine Deduktionen. Schlichtweg Rätsel. Deshalb will es dem Spiel auch nicht recht gelingen, einen Spannungsbogen aufzubauen. Wo ich bei Jack the Ripper noch richtig mitgefiebert habe, kratzt das Spiel hier viel mehr an meinen Nerven und die Story ist auch weitestgehend mit einem Satz abgehakt.

Trotzallem- mir hat es gut gefallen, denn es hat meine Hirnmuskeln ordentlich qualmen lassen. Dennoch kann ich das Spiel wirklich nur besonders Rätselfreudigen Menschen empfehlen, weil es eine einfache Schnitzeljagd ist. Nicht mehr, nicht weniger. Und leider muss ich sagen, dass die Nachfolger wesentlich mehr Pfeffer im Arsch hatten und dieser Teil von daher eher schlechter abschneiden muss.

+ Sightseeing durch London
+ schöne Schnitzeljagd
+ Unterhaltsame NPCs
+ Schöne Anspielungen des Entwicklerteams
+ man muss richtig aufpassen, Zettel und Stift von Nöten

- Kein Wechseln in die Third Person möglich
- Watson (!)
- Lösungen sind nur nach einem bestimmten Muster möglich,  wer eher drauf kommt, hat schlichtweg Pech
- Sauschwere Rätsel
- Einfache Story
- fehlende Spannung





So, und hier dann noch das Batman "Easter Egg"

1 Kommentar:

  1. Also zu aller erst: Where the fuck is Batman?
    Ich bin mit dem Spiel absolut unzufrieden. Als eingefleischter Point & Click & Adventure Fan sind mit schon sehr viele Spiele untergekommen, aber dieses ist bei mir auf den unteren Rängen. Bei den oben genannten Minuspunklten, denen ich voll zustimme, nervte mich am meisten der Punkt mit den Lösungsmustern.
    Ich hatte einige Rätsel schon gelöst und bin verzweifelt warum Herr Holmes das ingame nicht auch so sah. Ein Blick in die Lösung verriet mir dann, dass ich das in der Reihenfolge mahcen musste in der ich auch die Tipps fand. Immerhin gab es ein Rätsel mit Münzen, wo Holmes nach jedem richtigen Schritt dessen Richtigkeit bestätigte.
    Ich möchte allerdings Spass am Spielen haben, mich erholen und entspannen. Für jeden der das auch möchte kann ich dieses Frustspiel nicht empfehlen. Wut und Langeweile reichen sich die Hand.
    Mit den positiven Aspekten des Spiels stimme ich auch überein. Diese konnten meiner Meinung nach die Minuspunkte bei weitem nicht übertrumpfen, sodass ich mit dem obigen Fazit gut klar komme.

    Gruß
    Felix

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